Therapiehunde legen Prüfung ab
Grundgehorsam, Check beim „Tierarzt“ und ein simulierter Einsatz: Zwölf Teams haben in Süßen die Prüfung zum Therapiehund abgelegt. Mensch und Tier hatten jede Menge Spaß.
Henry hat an diesem Vormittag einen großen Auftritt. Kochmütze auf, Halstuch um. Und dann gibt es Gemüsesuppe. In einem simulierten Einsatz zeigen der Labradoodle und Frauchen Jutta Ziller, was sie draufhaben. Das Szenario: In einer Grundschulklasse soll der Hund Kontakt zu den Kindern, gemimt von Mitgliedern und Prüfern des DRK, aufnehmen. Nach und nach landen Karotte, Pilze und Karotten aus Filz im Kochtopf, die „Kinder“ rühren fleißig um, Henry bekommt jedes Mal ein Leckerli von ihnen auf dem Holzlöffel serviert. Der angehende Therapiehund, der künftig viel mit gehandicapten Kindern arbeiten soll, macht seine Sache großartig. Ein Havaneser döst im Schatten und schaut sich die Sache aus der Ferne an: Er ist an diesem Tag Zuschauer, er hat die Prüfung schon vor einem Jahr abgelegt.
Zwölf Teams haben jetzt in Süßen beim DRK-Ortsverein Mittleres Fils- und Lautertal die Prüfung zum Therapiehund abgelegt, ein Mensch-Hund-Gespann hat sie nicht bestanden. Die Teams kamen aus Ulm, Biberach, Nürtingen, Stuttgart, Heidenheim und Göppingen und mussten Aufgaben rund um die Therapiearbeit erfüllen. Golden Retriever, Labradoodle, Border Collies, französische Bulldoggen, Mischlinge oder ein Coockapoo – den Rassen sind bei dieser Arbeit keine Grenzen gesetzt. „Listenhunde werden jedoch nicht ausgebildet“, sagt Manfred Neumann, langjähriger DRKler und Leiter der DRK-Therapiehunde.
Die Ausbildung fand nach einer Vorauswahl an drei Wochenenden in einer Art Klassenzimmer des DRK-Heims in Süßen statt, „das müssen die Hunde abkönnen“, sagt Neumann. Nach der schriftlichen und praktischen Prüfung wird es regelmäßig Stammtische geben, bei denen Mensch und Tier das Gelernte auffrischen können.
An diesem Tag müssen sich die Hunde jedoch erst einmal für den Dienst in Schulen, Kindertagesstätten oder Seniorenheimen empfehlen. An einer „Station“ geht es darum, unter den Augen der Prüfer*innen den Grundgehorsam der Tiere zu testen. Hören sie, wenn man sie ruft? Warten sie, bis sie an der Reihe sind? Laufen sie sauber? Befolgen sie Zeichen? Lassen sie sich leicht ablenken? Wie reagieren sie, wenn sie bedrängt oder lautstark beschimpft werden? Rebecca Metzger, Ausbildungsleiterin und stellvertretende Kreissozialleiterin beim Roten Kreuz, nimmt die Prüflinge – zusammen mit ihren Kolleg*innen – genau unter die Lupe. Auch Prüfer aus Ludwigsburg sind da, „mit denen arbeiten wir zusammen“, erklärt Neumann und erzählt, dass die Teams auch in Privathaushalte gehen, zu einsamen Menschen zum Beispiel, denen die Tiere ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Oder zu Senioren, die früher selbst einen Hund hatten und schöne Erinnerungen an diese Jahre haben. Der Therapiehund kann diese Zeit für einen Moment wiederaufleben lassen.
„Ein autistisches Kind hat nach einer Begegnung eine Woche nur von diesem Hund geschwätzt“, berichtet Neumann und macht deutlich, wie sehr diese Arbeit als Türöffner dienen kann. „Für Geislingen suchen wir noch Leute, die Interesse haben“, fügt er hinzu. 26 Teams gibt es in Göppingen, 80 bis 90 seien seit dem Start 2014 ausgebildet worden – auch aus anderen Landkreisen. Durch die Ausbildung sei beispielsweise die Arbeit in Ludwigsburg und Stuttgart erst ins Rollen gekommen.
Heidi Hagl, die seinerzeit die Therapiehunde-Arbeit in den Kreis Göppingen brachte, ist an diesem Tag extra zur Prüfung aus Dresden angereist. Sie ist an diesem Tag die „Tierärztin“, schaut sich die Zähne an, die Pfoten, bürstet die Tiere. Das zweijährige Golden-Retriever-Mädchen Jule ist sehr entspannt, auch wenn sie die Bürste im ersten Moment lieber zum Spielen nutzen würde. Jule kam mit Frauchen Carmen Rommel aus Biberach. „Wir bilden dort auch aus, aber ich lege die Prüfung hier ab“, sagt die Hundebesitzerin. Ihr mache die Therapiehunde-Arbeit viel Spaß, „man bekommt so viel zurück von den Menschen“. Jule sei auch oft im Einsatz bei Erste-Hilfe-Kursen am Hund, weil sie sich jeden Verband anlegen lasse. „Der Hund hat einfach den Charakter, um diese Arbeit zu machen“, fasst Carmen Rommel zusammen. „Jule hat die Nerven dazu.“
Auch Coockapoo Josey, ebenfalls zwei Jahre, erledigt ihre Aufgaben mit Bravour. Der Familienhund, der sehr gut mit Kindern kann, soll viel in der Schulbegleitung eingesetzt werden, erzählt Frauchen Yvonne Bauer-Blümle. Doch auch mit Senior*innen wird es Josey nach der Prüfung zu tun haben. Auch Jürgen Rundt aus Wolfschlugen ist stolz auf seinen Hund, einen Golden Doodle. Mia wird im September drei Jahre alt. „Ein absoluter Streichelhund“, sagt ihr Herrchen. Rundt geht in drei Jahren in Rente, „und der Hund braucht eine Aufgabe“, schildert er seine Motivation, Mia als Therapiehund ausbilden zu lassen. „Es macht Spaß, was mit Menschen zu tun“, meint der Wolfschlugener, der sein Tier liebevoll „Prinzessin“ nennt. Sie dankt es ihm – mit einem Blick aus treuen Augen.